Geschichtliches zum Bergbau bei Merzdorf

 

   

Merzdorf entstand um 1200 und ist als Waldhufendorf angelegt. Das Dorf selbst bestand nicht nur aus Bauerngütern, sondern war auch von einfachen Häuslern und Gärtnern bewohnt. Letztere lebten nicht nur von der Landwirtschaft, sondern auch vom Handwerk, der Arbeit in den Stein- und Kalkbrüchen sowie Lehmgruben. 

   

 

 


 

Merzdorf und Biensdorf liegen nördlich von Frankenberg (Autobahnauffahrt) und gehören zur Gemeinde Lichtenau.

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Neben der Landwirtschaft wurde hier schon seit langem Lehm zur Herstellung von gebrannten und ungebrannten Ziegelsteinen abgebaut. Unmittelbar an den Ort grenzen auch zwei Sandgruben, die noch bis in das 20. Jahrhundert betrieben wurden. Unweit der Sandgruben wurde schon seit dem Mittelalter Kalkstein untertage gewonnen und mit Steinkohle (!) zu Kalk gebrannt. Dieser kam im Baugewerbe und der Landwirtschaft zum Einsatz.
 
  

 

 

Die Suche nach Steinkohle, den Flözen der Ebersdorfer Formationen, wurde immer wieder versucht. Westlich des Dorfes, in Nähe Lichtenauer Fluren wurde vor 1900 ein Schacht zur Suche nach Steinkohle angelegt. Die genaue Lage des Schachtes ist bis zum heutigen Tag nicht näher bekannt. Jedoch soll er 80 m Teufe erreicht haben, ohne abbauwürdige Flöze anzutreffen.
 

Bergbau wurde auf den Fluren von Merzdorf zur Gewinnung von Metallen vermutlich schon in Ur- und Frühgeschichtlicher Zeit betrieben. Eindeutige Belege konnten bei sporadischen Untersuchungen von Archäologen erbracht werden. Leider wurden die Spuren dieses Bergbaus im wesentlichen schon vor über 200 Jahren beseitigt und die Flächen der Landwirtschaft zugeführt.
 
 

 

 

Dennoch gibt es neben einigen schriftlichen Überlieferungen auch Ansatzpunkte zur Geländearbeit. Auf den Fluren von Merzdorf, am Gehänge zur Zschopau bis nach Biensdorf lag ein nicht zusammenhängendes Grubenfeld. Das Gelände ist nicht allzu steil und eignete sich auch für die Landwirtschaft. Ein Grund für den Beginn der Einebnung dieser Bergbauflächen zwischen 1730 und 1745.
 


 

Am Ortsausgang von Merzdorf gleich hinter der Gasstation fällt eine kleine bewaldete Schlucht auf. Hier fanden sich bis vor wenigen Jahrzehnten noch bergbauliche Spuren in Form eines Stollnmundloches und diverser Halden. Durch die Verkippung von Müll sind ganze Teile der Schlucht nebst Halde und Mundloch verfüllt worden. Heute erinnert nur noch der verrohrte Wasseraustritt zur Speisung eines Swimmingpools daran. In einer alten Chronik wird das Feld links neben der Schlucht als „Kramrich“ bezeichnet. Es soll sich dabei um einen alten Marktflecken aus der Bergbauzeit handeln (?).
 


 

Der obere Teil der Schlucht diente jahrzehntelange als illegale Müllkippe, nachräglich wurde der ganze Unrat noch mit Lesesteinen von den umliegenden Feldern und auch Bauschutt überkippt. Von bergbaulichen Spuren ist hier nichts mehr zu sehen!
 


 

Stellenweise ragt heute das Grundgebirge an einigen Stellen im unteren Teil aus der Überschüttung hervor. In früheren Zeiten war diese Schlucht größer und die offenen Felsformationen wiesen den Bergleuten den Weg zum Erz.
 

Das Gehänge zur Zschopau wurde auch als Merzdorfer Gebirge bezeichnet. Das Pingen- und Haldenfeld nahm seinen Anfang am Merzdorfer Berg gegenüber Frankenberg. Hier weisen heute Flurnamen wie „Am Steinsberg“ auf eine bestimmte Geländebeschaffenheit hin. Dennoch ist die Lage des Grubenfeldes nicht eindeutig nachweisbar. Die Angabe „Am Merzdorfer Gebirge gegen Frankenberg über“ ist sehr ungenau und auch irreführend! Selbst die Verlegung einer Gasleitung 1998 brachte keine Funde im Aushub, die auf ein Bergbaugebiet schließen ließen. 

Alle weiteren in Frage kommenden Flächen, wie der „Steinsberg“ selbst, sind noch nicht praktisch untersucht wurden. Jedoch finden sich in vorhandenen Bergakten Angaben zu einem Grubenbetrieb der im Quartal Crucis 1736 aufgenommen wurde. 
 

 

 

 

 

 

Der Lehnträger, Johann Heinrich Müller, betrieb mit einem Steiger und einem Bergknecht diesen Grubenbau unter dem Namen „Unverhofft Glück Fundgrube samt Johannes Stolln“, sowie zwei oberer Maaße. Der Betrieb erfolgte auf einen Stolln den man in diesem Quartal sechs Lachter ins Gebirge getrieben hatte. Auch erhielt Müller auf Anfrage beim zuständigen Bergamt Marienberg eine Abschrift eines Aufstandes der Vorfahren, welcher im Königlichen Gegenbuch (für diese Revierabteilung heute nicht mehr existent) vorhanden war. 

Der Gang, auf dem man den Stolln vortrieb, strich als stehender Gang mit einer Mächtigkeit von einem Querfinger und führte etwas roten Spat (Schwerspat). Anfang des Jahres 1737 gründete Müller eine Gewerkschaft. Im Quartal Crucis selben Jahres überfuhr der Stolln einen Spatgang, der Stunde 7 strich, zwei Querfinger mächtig war und etwas Quarz führte. Der „Wünschelruthengänger“ fand diesen Gang allerdings nicht, seine Vorgabe lag noch 9 Lachter vom jetzigen Ort entfernt. Diesen Spatgang fuhr der Steiger Johann Christoph Koch mit zwei Bergknechten weiter auf. Der Vortrieb erfolgte als verdingte Arbeit. Die Gewerkschaft war zu diesem Zeitpunkt nicht komplett. Den Kux hatte das Bergamt auf 12gl (12 Groschen) Zubuße festgelegt. Im Quartal Trinitatis 1738 stand die Auffahrung bei 34 Lachter Entfernung vom Stollnmundloch.
 

  Dabei traf man 18 Lachter vom Mundloch einen Morgengang, der noch 16 Lachter aufgefahren wurde. Der Morgengang stand mit einer Mächtigkeit von 2 - 3 Querfinger von „Kupffrig Schieffriger Bergart“ im weichen Tonschiefer an. Mindestens bis zum Quartal Trinitatis 1740 setzte die Gewerkschaft den Grubenbetrieb fort und erreichte eine Länge von 41 Lachtern. 

Später finden sich keine Nachrichten mehr in den Aufständen  (Grubenberichten) des Marienberger Bergamtes. Der fahrende Berggeschworene Christian Täuscher bemerkte in seinen Protokollen noch, dass in der Nähe des Stollns ein ansehnliches Pingen- und Haldenfeld lag. Vermutlich kam der Grubenbetrieb nur zustande, weil bei den Rekultivierungsarbeiten erzhaltige Gangstücke gefunden wurden. In heimatkundlichen Überlieferungen wird in Nähe des Grubenfeldes ein alter Marktflecken mit den Namen „Kramrich“ genannt.
 

Ein weiteres Pingen- und Haldenfeld lag unmittelbar am Ortsausgang von Merzdorf, rechts der Ortsverbindungsstraße nach Biensdorf, im Bereich einer kleinen Schlucht (auch tiefer Grund genannt) die an der jetzigen Gasstation ihren Anfang nimmt. 
 
 

Diese Schlucht diente bis in die 1980er Jahre als Schuttplatz und wurde auch jahrzehntelang mit Feldsteinen von der örtlichen LPG verfüllt. Oberhalb des unteren Schluchtteiles, an der Kante des Gehänges zur Zschopau errichtete ein Frankenberger Baumeister in den 1930er Jahren sein Domizil. Der dazugehörige Swimmingpool wird mit Wasser eines kleinen Baches gespeist. Dieser hat sein Quellgebiet oberhalb, im bereits verfüllten Teil der Schlucht und fließt durch eine Stollnanlage ab. Das Mundloch des Stollns ist mit Müll verkippt, auch ist die Lage nicht genau bestimmbar. Jedoch ist ab dem Mundloch der Bach verrohrt worden. In den Bergakten wird ein Stolln erwähnt, der unterhalb der Sachsenburg, auf Merzdorfer Fluren liegt. Auch verschwand ein Bach in einer Pinge und trat zum Mundloch eines schon vorhandenen Stolln wieder aus. Hier ist wohl mit sehr großer Sicherheit diese Stollnanlage gemeint. Die in den Protokollen gemachten Angaben des Berggeschworenen Christian Täuscher treffen auf die heutige Situation weitestgehend zu.
 

Zum 10. Oktober des Jahres 1736 wird einem Johann Christian Hartenbacher ein Erbstolln unter dem Namen „Maria Josepha Erbstolln“ verliehen. Dieser war schon vorhanden und wurde mit zwei Bergknechten und einem Grubenjunge aufgewältigt. Bei den Arbeiten bereitete ebenfalls ein Bach, der in einer Pinge verschwand und zum Mundloch des Stolln austrat, erhebliche Probleme. Nach 18 Lachtern erreichte man den Ortsstoß. Der Gang soll eine Spanne mächtig gewesen sein und etwas Kupfererz führen. In der Nähe des Stolln lag ein Pingen- und Haldenfeld, dessen Gänge eine südliche Streichrichtung (flache und stehende Gänge) aufwiesen. Der Grubenbetrieb ist mit großer Sicherheit bald darauf wieder eingestellt worden, da sich keine weiteren Berichte in den Bergakten dazu finden. Vermutlich befand sich dieser Stolln im Düstergrund. Auch hier gibt es einen Bach, der vor seiner Verrohrung durch ein Pingen- und Haldenfeld floss!    


 

Die Karte zeigt die Lage und Ausdehnung des ehemaligen Bergbaugebietes zwischen Merzdorf und Biensdorf. Umfangreiche bergbauliche Befunde sind nur im violett dargestellten Bereich bei Biensdorf vorhanden. Im rot eingegrenzten Gebiet ist zwischen 1740 – 1850 die Renaturierung für landwirtschaftliche Zwecke durchgeführt worden. Hier sind Übertage keine sichtbaren Befunde vorhanden.

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Dieses Pingen- und Haldenfeld setzte sich im Bereich des Gehänges zur Zschopau auf einer Breite von etwa 200m - 400m bis Biensdorf fort. Bei den Untersuchungsarbeiten von Mitgliedern der damaligen  Arbeitsgemeinschaft Uralt Bergbau Merzdorf/Biensdorf um 1987 zeigten sich Hinweise auf drei Stollnmundlöcher und drei verfüllten Schachtpingen. Zu dieser  Zeit fand sich hin und wieder Gangmaterial in den um geackerten Flächen. Eine neben der Teufelsschlucht gelegene Geländevertiefung wurde durch die AG - Mitglieder mit einer Schurfgrabung belegt. Hier konnte das Mundloch eines Stolln freigelegt werden, der aber nach 9m durch die ausgelaufene Verfüllmasse eines kleinen Schachtes verschüttet war. Der Stolln war im Schnitt 130cm hoch und in der Sohle 80cm, in der Firste 60cm breit. Die Firste des Stollns ist leicht gerundet. Eine zeitliche Einordnung ist wegen fehlender Befunde nicht möglich. Außerdem ist in dem zugänglichen Bereich keine Gangstruktur erkennbar. 
 
 

 

 

 

 

 

Bei einem „unglücklichen Aufwältigungsversuch“ im Dezember 2000 erhielt der Stolln von Bergbaufreunden den Namen „St. Bärbel“, einer nicht näher genannten lieben Person gewidmet!
 

Auf der Feldkante oberhalb des Stolln liegt der kleine Tagesschacht. Er ist an der abgerutschten Massesäule und der Einzäunung erkennbar. Etwa 60m weiter in Streichrichtung des Stolln muss ein weiterer Schacht liegen. Auf dem Feld war nach dem umackern ein Fleck von 5m - 7m im Durchmesser von veränderter Bodenbeschaffenheit sichtbar. Die Stelle ist dunkelgrau und mit fein zerkleinerten Haldenmaterial durchsetzt. Heute, nach fast 20 Jahren ist sie kaum noch auffindbar.
 
 


 

Skizze aus dem Feldbuch eines Vereinsmitgliedes. Dargestellt die Maße des befahrbaren Stollnteiles mit dem vermessenen Stollnprofil und den Angaben zur Aufwältigung des Bruches. Die ganze Aktion misslang, weil bei starkem Tauwetter Unmengen von Wasser durch den Bruch sowie die Schachtröhre hinab schossen und das Arbeiten im mehr als Knie hohem Wasser unmöglich machten! Bilddokumente gibt es von diesem Einsatz leider nicht.  

Beim Anlegen eines Wanderweges 1987 entdeckten die AG - Mitglieder eine schräg am Gehänge aufgeschüttete Halde nicht unbedeutender Größe. Allerdings konnten trotz mehrerer Schürfversuche nicht das dazugehörige Stollnmundloch lokalisiert werden. Noch heute, aber stark verwachsen ist die Haldenstruktur erkennbar. Am Anfang des heute nicht mehr vorhandenen Wanderweges, neben der vorletzten Linkskurve der Ortsverbindungsstraße von Merzdorf nach Biensdorf, in der untersten Ecke des Feldes, oberhalb des sogenannten Aquariums, liegt eine weitere verfüllte Schachtpinge mit ähnlichen Material wie bei der vorher beschriebenen. Auch diese ist heute fast nicht mehr im um geackerten Feld  zusehen. Die unterste Ecke des Feldes benutzte früher die LPG zur Entsorgung von Feldsteinen. Wegen der starken Überschüttung nahmen die AG - Mitglieder von einer Suche nach dem zugehörigen Stollnmundloch abstand und entschieden sich für die oben beschriebene Stelle. 

   

 
Grubenfelder um Merzdorf: 

1. Im Düstergrund bei Merzdorf sind noch Pingen und Halden sichtbar. Oberhalb des bewaldeten Teiles liegt die Pinge eines Untersuchungsschachtes der SAG Wismut von 1950.

2. Lage eines Schachtes und Stollnmundloch. Diese Spuren sind durch starke Verkippung kaum wahrnehmbar! Hier befand sich die Stellfläche für die Fahrzeuge der AG – Mitglieder und der Wanderpfad begann auch hier. 

3. Lage eines noch sichtbaren Stollnmundloches und zugehörigen Schacht. Der Gangzug war im geackerten Feld Ende der 1980er Jahre noch gut zu verfolgen.

4. In der Wiese sichtbare Grabenvertiefung von (Kunstgraben nach Biensdorf?) etwa 2 - 3 m Breite und Reste einer Wehrbefestigung am Ufer nach dem Hochwasser 2002 gut sichtbar!

5. Teilweise als Müllkippe genutztes Tal, auch „Tiefer Grund“ genannt. Dabei ist ein Stollnmundloch und weitere bergbauliche Spuren verschüttet worden. Das Stollnmundloch ist verrohrt und führt viel Wasser in einem Graben bis zu dem Tümpel am Wehr.

6. Dieser Bereich wird in einer „Chronik“ als „Kramrich“ bezeichnet. Dabei soll es sich um einen Marktflecken aus der Bergbauzeit handeln. Belege dafür gibt es nicht!

 

 


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Unterhalb des eben beschriebenen Grubenfeldes, in der Talaue der Zschopau, ist in der Wiese noch der Verlauf eines Kunstgrabens zu sehen. Er versorgte nicht die Merzdorfer Gruben mit Wasser, sondern den Biensdorfer Bergbau. Der Graben fasste sein Wasser aus der Zschopau auf Höhe der Teufelsschlucht. Nach dem Hochwasser 2002 war am Ufer eine Befestigung zu erkennen, die zu einem Wehr oder Wasserteiler gehört haben könnte. Auf der Wiese ist der Graben nur schwer als leichte Vertiefung erkennbar. Doch unterhalb des Gehänges führt der Graben noch Wasser und ist recht gut zusehen. Ob es sich hier nun um den originalen Verlauf handelt, oder dieser Abschnitt durch die Landwirtschaft zur Entwässerung der Aue umgelegt wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar. Im Gelände lässt sich der Graben bis zum sogenannten Aquarium am Berggehänge entlang verfolgen. Dann ist bis Biensdorf im Gelände nichts mehr zu sehen, höchstens noch erahnbar. 
 
 

 

 

 

 

Der Graben ist auch 1770 auf einem Grubenriss von C. F.  von Freiesleben dargestellt. Schon zu dieser Zeit ist der Kunstgraben nur noch in Fragmenten vorhanden. Jedoch berichtet Freiesleben von einem alten Wehr in der Zschopau, das auf dem Riss nicht verzeichnet ist. Es ist anzunehmen, daß hier auch Vermutungen mit eingeflossen sind. Freiesleben zeichnete den Grabenverlauf so, wie er zur damaligen Zeit vorhanden war. Er endete an einer Pinge am Rande des Biensdorfer Pingen- und Haldenfeldes neben dem Vorwerk. Weitere Informationen zu dieser technischen Einrichtung konnte auch Freiesleben wohl nicht mehr in Erfahrung bringen.